Wirtschaftspsychologe (m/w/d), Studium
Psychoanalyse für die Wirtschaft
Wirtschaftspsychologen wissen, wie Menschen und Märkte ticken
Mit welchen Gerüchen lassen sich die Verkaufszahlen meiner Produkte nach oben katapultieren? Wie schließe ich aus der Körpersprache auf die persönlichen Fähigkeiten eines Bewerbers? Und warum können manchmal ganz unbedeutende Ereignisse einen regelrechten Börsencrash verursachen? Auf den ersten Blick verbindet diese Fragen nicht wirklich viel. Doch hinter ihnen steht ein und dasselbe Fachgebiet – die Wirtschaftspsychologie.
Wer Wirtschaftspsychologe werden möchte, der kann zwischen einer Universität und einem praxisbezogenen Studium an einer Fachhochschule wählen. Eine solche ist die FOM und diese bietet in Leipzig ab dem Wintersemester 2014 / 2015 auch den Bachelor-Studiengang Betriebswirtschaft & Wirtschaftspsychologie an. Geschäftsleiterin Dr. Corrina Herold und Wirtschaftspsychologie-Dozent Dr. Stephan Buchhester (im Bild) erklären, was die Studierenden erwartet.
Anders als bei einem Vollzeitstudium ist die Ausbildung an der FOM auf Berufstätige zugeschnitten, erläutert Corrina Herold. Doch auch wer sich in einer Ausbildung befindet oder noch auf der Suche nach einem Arbeitgeber ist, kann sich einschreiben.
Die Antwort auf die Frage, welche Interessen und Fähigkeiten ein zukünftiger Wirtschaftspsychologe mitbringen sollte, kommt bei Stephan Buchhester wie aus der Pistole geschossen. „Wer schon immer wissen wollte, wie der Mensch als Individuum tickt oder wie er sich in der Gesellschaft verhält, der bringt schon einmal gute Voraussetzungen für das Studium mit.“ Wichtig sei auch die Fähigkeit, Dinge von mehreren Seiten zu beleuchten. „Denn in der Psychologie gibt es selten ein Richtig oder Falsch“, erklärt er. Corrina Herold wiederum bricht es auf eine einfache Formel herunter: „Neugier, Wissensdurst und Lust auf Theorie und Praxis.“
In welcher Branche und in welchem Bereich man später einmal tätig sein will, spielt dabei genauso wenig eine Rolle, wie die Schulnoten. Die einzige Zulassungsvoraussetzung ist ein bestandenes Abitur. Und auch wer einen Realschulabschluss und mindestens drei Jahre Erfahrung im erlernten Beruf vorweist, kann sich immatrikulieren.
Trotz der vergleichsweise geringen Hürden sollte man sich ein Studium aber gut überlegen. Warum, erklärt Corrina Herold: „Man trifft eine Entscheidung für dreieinhalb Jahre des Lebens. Man investiert Geld, Zeit und Energie in etwas, von dem man sicher sein sollte, das es auch ist, was man möchte.“ Frühzeitige Information ist deshalb das A und O. Hier legt sie den Interessenten eine Schnuppervorlesung nahe. Außerdem lassen sich in einem persönlichen Gespräch alle Fragen klären. So zum Beispiel auch jene nach den Studiengebühren, die für den Besuch der Privathochschule fällig werden.
Und was erwartet die Studierenden dann? Mit Vorlesungen zur Kostenrechnung, Mikroökonomie oder Marketing werden sie in die Welt der Betriebswirtschaft eingeführt. Parallel dazu stehen neben biologischem Wissen über das Gehirn auch psychologische Grundlagen wie Persönlichkeitskonzepte auf dem Lehrplan.
Das Gelernte in der Praxis auszuprobieren, ist ebenfalls ein wichtiger Teil des Studiums. Ein Beispiel hat Stephan Buchhester auch gleich parat: „Wie platzieren Unternehmen ihre Produkte und wie beeinflusst das die Kauffreudigkeit?“ Um dieser Frage nachzugehen, schickt er seine Studierenden shoppen. Sie sollen beobachten, „wie viele Klamotten die Leute mit in die Kabine nehmen und wie viele sie dann tatsächlich kaufen“. Die Ergebnisse aus der „Feldstudie“ werden später im Unterricht gemeinsam ausgewertet.
Derart auf das Berufsleben vorbereitet, stehen einem frisch gebackenen Bachelor viele Türen offen. Für welchen Weg auch immer man sich entscheidet, eines sollte nun klar sein: Es spielt eine Rolle, ob es im Kaufhaus nach Erdbeeren oder nach Kaffee duftet. Bei Gesprächen kommuniziert man nicht nur mit Worten. Und in manchen Fällen ist es sehr wohl interessant, wenn in China ein Sack Reis umfällt.
Text: Kai Dürfeld; Foto 2: Frank Schütze – priori relations; Foto 1: Minerva Studio (fotolia.com)