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Beruf mit Zukunft

„Nicht der kreative Kopf“: Was macht ein Gameproducer?

Messebesucherinnen und -besucher testen auf der Gamescom Computerspiele.

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Videospiele sind für viele Menschen ein beliebter Freizeitspaß. Da liegt für einige der Gedanke nahe, ihr Hobby zum Beruf zu machen. Dafür bietet die Gamesbranche ganz unterschiedliche Berufsbilder an. Gameproducerinnen und Gameproducer übernehmen zum Beispiel Managementaufgaben, die die Entwicklung von Spielen erst möglich machen.

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„Gameproducerinnen und -producer arbeiten eigentlich als Projektmanager“, berichtet Felix Falk, Geschäftsführer von Game – Verband der deutschen Gamesbranche. „Sie sind für den kompletten Prozess der Spieleentwicklung verantwortlich. Das heißt, dass sie ein Game vom Konzept bis zur Fertigstellung begleiten.“

Kommunikatoren und Schnittstelle

Der 46-jährige Johannes Bickle ist Productiondirector bei Deck13, ein Entwicklungsstudio für Computerspiele in Frankfurt am Main. Jahrelang war er selbst als Gameproducer tätig. „Wir Producer sind Kommunikatoren und damit Schnittstelle zwischen den verschiedenen Spezialisten, die an der Entwicklung eines Spiels beteiligt sind.“ Dazu gehören zum Beispiel Gamedesignerinnen und -designer, die für die Spielmechanik zuständig sind, und Gameartists, die dem Spiel sein Aussehen geben.

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Bickle: „Wir sind für die Planung verantwortlich, für die Qualität des Spiels, aber auch dafür, dass die Entwicklung des Spiels nicht zu viel kostet.“ Neben dem Geldbudget müssen sie auch auf das Zeitbudget achten. Nicht alles technisch oder grafisch Machbare lässt sich angesichts der Kosten oder der Zeitvorgaben verwirklichen. Das müssen Bickle und seine Kollegen den Teammitgliedern ebenfalls kommunizieren.

Gameproducerinnen und -producer sind die Problemlöser im Team

Gameproducer übernehmen ganz verschiedene Tätigkeiten: „Wenn ich zum Beispiel einen Experten für eine bestimmte Aufgabe brauche, sollte ich wissen, wo ich so jemanden finde.“ Den Fluss von Informationen zu steuern ist ebenfalls Teil der Arbeit. Doch manchmal geht es in dem Job auch um Kleinigkeiten: „Wenn der Kaffee in der Küche fehlte, dann habe ich mich als Producer darum gekümmert.“ Auch mit Themen wie Urheberrecht und Nutzungsrechten müssen sich diese Projektmanager beschäftigen.

„Morgens gibt es bei uns immer ein kurzes Meeting. Hier stimmt sich das Team ab und jeder beschreibt, was er macht, was er braucht und ob er gerade ein Problem hat“, berichtet Bickle. Daneben sind Producer und die anderen Teammitglieder per Messenger miteinander verbunden. So erfahren sie, was im Team los ist und wo ihre Unterstützung hilfreich und notwendig ist. Sie sind also die Problemlöser im Team. „Gleichzeitig bin ich auch Moderator und Motivator.“

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„Ich bin nicht der kreative Kopf“

Bickle hat Medieninformatik studiert und wollte eigentlich zum Film. Dann aber entschied er sich für die Gamesbranche. Zuerst war er in der Qualitätssicherung tätig, bevor er Producer wurde. Er weiß, wie wichtig in diesem Job ein richtiges Selbstverständnis ist: „Als Producer muss ich meine Grenzen kennen und mich auch zurückhalten können. Denn ich bin nicht der kreative Kopf, sondern fürs Management zuständig. Deshalb kann ich den Leuten im kreativen Bereich nicht vorschreiben, wie das Spiel funktionieren soll.“

Die Wege in die Gamesbranche sind ganz unterschiedlich. „Mittlerweile gibt es viele Ausbildungs- und Studienangebote sowohl staatlicher als auch privater Bildungseinrichtungen, die speziell auf eine Karriere in der Branche vorbereiten“, erklärt Felix Falk. Neben allgemeineren Studiengängen im Bereich der Wirtschafts- oder Medienwissenschaften gebe es auch spezifischere Studiengänge wie etwa Gamedesign.

Gameproduktion als Bachelorstudiengang

An der Hochschule Neu-Ulm lässt sich zum Beispiel Gameproduktion und -management als Bachelorstudiengang absolvieren: „Unser Studiengang ist kein spezieller Studiengang für Gameproducer, sondern allgemein für Menschen, die in der Gamesindustrie arbeiten wollen“, erklärt Michael Hebel, Leiter des Bachelorstudiengangs. Das hat einen guten Grund: „In Deutschland sind Unternehmen in der Spielebranche eher klein. Mitarbeitende müssen deshalb vielseitig einsetzbar sein und verschiedene Fähigkeiten besitzen. Sie sollten sich zum Beispiel sowohl mit dem Gamedesign und der Programmierung als auch mit dem Kreativmanagement auskennen.“ So lehrt das Studium in Neu-Ulm die Konzeption und das Design von Computerspielen, aber auch Informationstechnologie und Softwareentwicklung sowie Betriebswirtschaft, Gamepsychologie und Projektmanagement. „Wir befassen uns mit dem Thema Games sehr umfassend, damit sich unsere Studierenden später vielseitig einsetzbar sind. Sie haben aber auch die Option, sich durch einen Neigungsschwerpunkt zu spezialisieren.“

Neben Wissen im Bereich Gamedesign und Grundlagenkenntnisse der Programmierung brauchen Gameproducerinnen und -producer vor allem organisatorische und kommunikative Fähigkeiten: „Da bei der Producerin und dem Producer alle Fäden eines Projektes zusammenlaufen, sind hier vor allem gute Projektmanagementfähigkeiten gefragt“, so Felix Falk. Außerdem sollten sie auch über interkulturelle Kompetenzen und gute Englischkenntnisse verfügen, da in der Gamesbranche häufig in internationalen Teams gearbeitet wird.

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Auch die Gamesbranche leidet unter Fachkräftemangel

Die Jobchancen schätzt Felix Falk positiv ein: „Wie aktuell viele andere Technologiebereiche leidet auch die Gamesbranche unter dem Fachkräftemangel. Es fehlen insbesondere erfahrene Expertinnen und Experten – unter anderem im Gameproducing.“

Michael Hebel sieht die Jobchancen – zumindest für Berufsanfänger im Angestelltenverhältnis – nicht so rosig: „Es gibt für Absolventen keine Jobgarantie. Denn die Anzahl an Gamestudiengängen in Deutschland nimmt stetig zu. Gleichzeitig existiert ein hoher Wettbewerb auf recht wenige vakante Stellen. Die bekannten mittelständischen Unternehmen suchen in der Regel vor allem Mitarbeiter mit Berufserfahrung.“

Steckbrief Gameproducer

Ein Gameproducer oder eine Gameproducerin koordiniert, organisiert und überwacht den gesamten Herstellungsprozess eines Computerspiels von dessen Entwurf bis zur Fertigstellung.

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Ausbildungsform: Es gibt keinen anerkannten Ausbildungsberuf. Es werden aber im Games-Bereich schulische Ausbildungen und Studiengänge wie zum Beispiel im Bereich Gameproduktion und Gamedesign angeboten.

Ausbildungsdauer: zum Beispiel Bachelorstudium: drei Jahre

Voraussetzungen: Es gibt keine standardisierten Voraussetzungen für den Beruf. Auch ein Quereinstieg ist möglich.

Eignung: Leidenschaft für Spiele, Kenntnisse in der Spieleentwicklung, sehr gute Deutsch- und Englischkenntnisse, analytische oder organisatorische Fähigkeiten, Problemlösungskompetenz, kommunikative Fähigkeiten, wirtschaftliches Denken

Branchen: Gamesbranche, Industrie, Bildungsbereich, Multimediaproduktion

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