Orthopädietechnik-Mechaniker (m/w/d)
Mobilität durch Modellieren
Orthopädiemechaniker (m/w/d) helfen so manchem Betroffenen
Anmerkung der Redaktion: Die Ausbildung zum Orthopädiemechaniker/in und Bandagistin wurde 2013 neu geordnet, außerdem wurde die Ausbildungsdauer von 3,5 auf 3 Jahre verkürzt. Die Abschluss- bzw. Berufsbezeichnung lautet nun „Orthopädietechnik-Mechaniker/in“
Im Sommer dieses Jahres konnte man bei den Paralympics staunen, welche sportlichen Leistungen trotz körperlicher Einschränkungen möglich sind. Das haben die Athleten nicht zuletzt der Hochwertigkeit ihrer Prothesen und anderen orthopädischen Hilfsmitteln zu verdanken. Dass diese passgenau sitzen, halten und funktionieren, ist Orthopädiemechaniker/innen zu verdanken. Diesem eher unbekannten und doch so wichtigen Handwerksberuf hat sich Lydia Gottlöber verschrieben. Seit fünf Jahren ist sie mit Begeisterung bei der Orthopädie- und Rehatechnik GmbH Dresden tätig.
Ein Beruf mit Wirkung
„Mir war es wichtig, dass meine Arbeit etwas bewirkt“, erklärt die 25-Jährige ihre Berufswahl. Mit der Ausbildung zur Orthopädiemechanikerin und Bandagistin hat sie dafür genau den richtigen Beruf gewählt. Lydia verhilft körperlich behinderten Menschen mit der Fertigung von Prothesen, Orthesen, Bandagen, Korsetts und anderen Stütz- und Gehhilfen zu mehr Lebensqualität. Menschen sind aus verschiedenen Gründen auf diese Produkte angewiesen: Amputationen, angeborene Deformationen, Krankheit, Altersbeschwerden oder Unfälle machen dies notwendig. Dabei kommt es mitunter zu bewegenden Begegnungen: „Wenn ein gehbehinderter Patient zu uns kommt und durch meine Anfertigung wieder laufen kann, weiß ich, wofür ich das mache“, bestätigt sie ihre Arbeit. Auch Kinder gehören zu Lydias Patienten. „Die sind meist recht unkompliziert, weil sie ihre Hilfe einfach probieren“. Bei älteren Personen braucht sie da häufig mehr Geduld. Der enge Kontakt mit Patienten ist ein wichtiger Bestandteil ihres Arbeitsalltags und erfordert neben technischem Wissen auch Einfühlungsvermögen.
Passgenau statt vom Band
So individuell wie die Einschränkung eines jeden Patienten, ist auch das jeweils benötigte orthopädische Hilfsmittel. Braucht jemand eine Fußprothese oder muss eine Sitzschale für den Rollstuhl angefertigt werden, nimmt Lydia genau Maß und fertigt einen Gipsabdruck. Eine präzise Anpassung ist notwendig, damit später keine Druckstellen am Körper entstehen. Mit handwerklicher Präzision wird dann die Spezialanfertigung hergestellt. Materialien wie Polypropylen, Silikon, Metalle, Carbon, Leder und Harze stehen der Orthopädiemechanikerin dabei zur Verfügung. Das anschließende Modellieren macht ihr am meisten Spaß und so wird gesägt, geschraubt, gefeilt und geschliffen, bis alles passgenau sitzt. Jeder Arbeitsschritt ist Handarbeit. Diese wird durch spezielle Arbeitsgeräte, die gut beherrscht werden müssen, unterstützt. Das Wissen dazu wird schon in der Berufsschule gelehrt, die damit auch Praxisnähe herstellt. Lehrlinge werden so von Beginn an in die Tätigkeiten einer Orthopädiewerkstatt einbezogen.
Ein Beruf mit Zukunft
So wie immer neue Materialien und Methoden für leistungsstarke Orthopädie-Hilfsmittel entwickelt werden, bietet auch der Beruf gute Chancen. Ob in Werkstätten, Kliniken oder sogar bei Krankenkassen; die Qualifikation ist gefragt. Lydia strebt momentan ihren Abschluss als Fachwirtin an. Damit kann sie dann auch ihre Meisterausbildung absolvieren. Allerdings bedauert sie, dass ihr Beruf wenig bekannt ist. „Vielleicht liegt es daran, dass Krankheit und Behinderung eher Tabuthemen hierzulande sind“, vermutet sie. Aufgrund der guten Ausbildung und Einsatzmöglichkeiten haben Orthopädiemechaniker nicht nur national, sondern auch im Ausland gute Arbeitsmöglichkeiten. Gebraucht werden sie überall. Dass sich Lydia dabei mit so manchem Schicksalsschlag konfrontiert sieht, gehört für sie dazu, denn sie weiß: „Ich helfe mit meinen Fähigkeiten, und das ist die Hauptsache“.
Text & Fotos: Anne Hallbauer