Veranstaltungskaufmann (m/w/d)
Party ohne Ende
Veranstaltungskaufleute sind extrovertiert, mutig und redegewandt
Der dunkle Nadelstreifenanzug wirkt. Man entdeckt erst auf den zweiten Blick wie jung Sebastians runde blaue Augen sind. Drei Anzüge und fünf Krawatten gehören nicht zur gewöhnlichen Grundausstattung eines Achtzehnjährigen. Für Sebastian Pfützner sind sie ein ,must have‘.
Er ist Veranstaltungskaufmann im zweiten Lehrjahr.
Den Neujahrsempfang des Deutschen Gewerkschaftsbundes Sachsen hat er mitorganisiert. Er holte Angebote von Catering-Firmen ein. Er versandte Einladungen. Er entschied mit, welcher Raum am besten für das Buffet geeignet ist und wo die Bistrotische zum Plaudern und Diskutieren platziert werden sollten. Natürlich weiß er auch, was das alles gekostet hat. „Sehr viel Geld.“ Mehr verrät Sebastian nicht.
Wie man einem Gast elegant aus dem Mantel hilft und einen diskreten Smalltalk hält, das lernt Sebastian beiläufig.
Zu einem guten Beobachter musste er sich erziehen. Und so ist er auch heute abend beim Neujahrsempfang des DGB dabei, um zu schauen, ob die Gäste gelangweilt blicken oder angeregt am Buffet diskutieren, ob sie sich wohl fühlen, ob allen das Essen schmeckt, Wasser und Wein ausreichen, ob die Gäste bis zum Schluss bleiben oder beizeiten nach ihren Jacken suchen und sich davonstehlen.
Ein Veranstaltungskaufmann organisiert nicht nur. Er überwacht auch den Ablauf und wertet den Erfolg des Events anschließend aus.
Den Ausbildungsplatz empfindet Sebastian als abwechslungsreich. Er hat schon vielen bedeutenden Politikern die Hand geschüttelt. „Ich habe neulich Georg Milbradt das Wasser gereicht“, erzählt er lachend. „Wenn nicht gerade ein Empfang ins Haus steht, bin ich ganz normal angezogen“, sagt er. „Beim DGB herrscht eine lockere, familiäre Atmosphäre.“
Als die Gewerkschaft am 3. April 2004 die große Demo gegen Sozialabbau in Berlin ausrief, organisierte Sebastian Lunchpakete und Busfahrten für die sächsischen Teilnehmer.
Diese zwei Beispiele lassen die Vielfalt dieses neuen Berufes ahnen. Ein Veranstaltungskaufmann darf keine Angst vor dem Telefon haben und er muss auch mal improvisieren können.
In der Informationsgesellschaft wird das Kennenlernen, der persönliche Austausch von Erfahrungen und das Knüpfen von Netzwerken immer wichtiger. Tagungen, Werbeveranstaltungen und Seminare gehören heute in den meisten Berufen zum Alltag. Wenn der Veranstaltungskaufmann die passende Plattform für jedes Ereignis organisiert, schafft er Glanzpunkte, die von den Teilnehmern nicht vergessen werden. Viele Firmen haben erkannt, wie wichtig die professionelle Vorbereitung dieser Veranstaltungen ist. Es gibt nicht wenige Agenturen, in denen ein Kreativ-Pool damit beschäftigt ist, immer neue, immer wirkungsvollere Events auszudenken.
„Schüchtern darf man in diesem Beruf nicht sein“, sagt Sebastian. „Nicht leise, niemand, der sich lieber versteckt. Man sollte mit sich selbst klar kommen und Sicherheit ausstrahlen.“ Deshalb rät Sebastian, die Bewerbungsunterlagen, wenn möglich persönlich vorbei zu bringen und so zu signalisieren, dass man mühelos auf andere zugehen kann.
Sebastian hat schon in der Schule gern Partys organisiert. Er absolvierte Praktika in Hotels und in einer Veranstaltungsagentur.
Nach der Ausbildung möchte er einige Jahre arbeiten, das Fachabitur machen und ein Studium zum Eventmanager anschließen, möglichst im Ausland.
Was macht jemand, der von Beruf Highlights organisiert, eigentlich in seiner eigenen Freizeit? Da muss Sebastian erst nachdenken. „Nach der Schule esse ich und gehe schlafen“, sagt er. „Aber am Wochenende gehe ich mit Freunden aus. Es kommt vor, dass die anderen mich bitten, die nächste Party zu organisieren. Professionell eben.“
Text & Foto: Kathrin Schrader