Medieninformatiker (m/w/d), Hochschulstudium
3D-Echtzeit-Visualisierungen
Marcus Rabisch studierte Medieninformatik und arbeitet heute mit 3D-Technologien
Hat man ein Gerät, eine Maschine oder eine komplexe Anlage neu entwickelt und soll diese die potenziellen Anwender weltweit von ihrer Leistungsfähigkeit überzeugen und zum Kauf animieren, kommt man um eine Präsentation nicht herum. Traditionell sind aus dieser Idee die Messen entstanden. Heute geht es jedoch um noch schnelleres Informieren, Entscheiden und Agieren. Da liegt es nahe, Methoden zu entwickeln, mit denen man vorab das Produkt virtuell, also am Computer simuliert, dem Kunden vorstellen kann. Dabei sollte es auf gleiche Weise überzeugen, als würde man es live und in Aktion erleben. Genau dies ermöglichen innovative 3D-Technologien, die das Original nicht nur identisch abbilden, sondern mit denen man auch interagieren kann.
„Der Studiengang Medieninformatik der Technischen Universität Dresden vermittelt informationstechnische und computergrafische Kenntnisse und Fertigkeiten“, weiß Marcus Rabisch. 2001 nahm er das stark informatik- und mathematikbezogene Studium auf, obwohl er sich ursprünglich eigentlich der Filmproduktion sowie der Nachbearbeitung von Filmen als Compositing Artist widmen wollte. „Um mein Studium zu finanzieren, arbeitete ich als Freelancer bundesweit bei Filmproduktionsfirmen. Doch leider kamen die Aufträge so sporadisch, dass ich finanziell nie planen konnte. Über einen Mitstudenten erhielt ich schließlich Kontakt mit der Vorgängerfirma meines jetzigen Arbeitgebers und stieg hier als Freiberufler ein“, so der 35-Jährige.
„2009 kam Marcus gut vorbereitet in unser Unternehmen und deshalb konnten wir ihn gleich in konkrete Projekte einbinden“, erinnert sich Dr. Henry Wojcik, Geschäftsführer von 3D IT in Dresden. „Schon damals war es unsere Aufgabe, schwer vorstellbare und erklärungsbedürftige hochtechnologische Prozesse verständlich abzubilden. Marcus war in der Lage, von unseren Kunden gelieferte wissenschaftliche und technische Daten so zu verknüpfen, dass er daraus 3D-Modelle entwickeln konnte“, erläutert der promovierte Elektrotechniker weiter.
„Getoppt wird das Ganze noch, wenn Daten sensorischer Herkunft, beispielsweise Temperaturen oder Wasserpegelstände, in die Computergrafik einfließen. Das ermöglicht uns beispielsweise, eine Yacht in all ihrer Pracht auf dem Bildschirm zu konfigurieren, eine Wasserpumpe zum Laufen zu bringen oder noch in Planung befindliche Gebäude am Computer begehbar zu machen. Dabei werden alle mechanischen und elektrotechnischen Prozesse in Aktion abgebildet“, ergänzt Marcus. Schon während des Studiums konnte Marcus somit viele Erfahrungen sammeln, entwarf Computeranimationen, Simulationen und Govies. „Das sind Videos, quasi eine Mischung aus Video und Game, die über eine nahezu grenzenlose 3D-Interaktion verfügen“.
In Zeiten von Industrie 4.0 fungiert Marcus‘ Unternehmen, das er 2013 als Gründer mit aus der Taufe hob, als Schnittstelle zwischen Entwicklung und Anwendung. Fast täglich liest er mechanische, elektrotechnische und medieninformative Daten ein, erzeugt daraus innovative Visualisierungslösungen, entwickelt 3D-Konfiguratoren und -Planungstools, die in ganz unterschiedlichen Bereichen eingesetzt werden können. „Dabei müssen wir uns mit jedem neuen Kunden einer neuen Herausforderung stellen, stets in technische Prozesse einarbeiten und Ideen für die visuelle Darstellung entwerfen. In unserer Branche gibt es keinen Stillstand.“
Medieninformatik kann man an vielen Hochschulen und Berufsakademien studieren. Wichtig ist, die jeweiligen Studieninhalte genau zu vergleichen, denn die Ausrichtung variiert stark. Studenten der TU Dresden erlangen beispielsweise Fachkenntnisse in multimedialen Technologien und Anwendungen, sodass sie künftig an der Entwicklung der neuen Zukunftstechnologien wie dem Internet der Dinge, Fog und Cloud-Computing, Big Data und Interactive Visual Computing mitarbeiten können. Andere Einrichtungen widmen sich eher der elektronischen Mediengestaltung, beispielweise dem Online-Publishing oder der Webseitenprogrammierung.
Text & Foto oben: Susan Naumann | Foto unten: 3D IT