Hotelfachmann (m/w/d)
Beruf mit Überblick
Hotelfachleute sind überaus vielseitig
Claudia Hoffsky hat in Chemnitz den besten Überblick. Denn die 20-Jährige erlernt den Beruf der Hotelfachfrau im Hotel Mercure Kongress Chemnitz, dem höchsten Hotel der Stadt. Wenn sie ganz oben im Panorama-Restaurant in der 26. Etage aus dem Fenster blickt, kann sie hinunter in die City zum Karl-Marx-Monument oder weit ins Land bis zum Kamm des Erzgebirges schauen.
Aber viel Zeit, diesen Ausblick zu genießen, die hat sie nicht. Denn sie steckt mitten im zweiten Lehrjahr und hat alle Hände voll zu tun: Tische eindecken, Gedecke und Servietten holen, Gläser tragen, die Weinkarten bringen, kalte Platten legen, an der Rezeption oder im Büro arbeiten, ans Telefon gehen oder Zimmer putzen. „Es gibt immer viel zu tun und wenn man den Beruf erlernen oder ausüben will, dann sollte man gern arbeiten und für die Gäste da sein“, bestätigt sie locker und freundlich. Sogar beim Bettenmachen schafft sie es, dass ihre schicke Uniform keinen Zentimeter verrutscht.
„Die Lehrlinge gehen bei uns durch alle Abteilungen von der Buchhaltung über die Küche bis zum Bankett und zum Service“, bestätigt Hoteldirektor Anton Knobloch. „Es ist ein harter Job, nichts zum Ausruhen. Deshalb müssen alle Interessenten auch vor der Einstellung einen Gesundheitscheck absolvieren. Die Umstellung von Schule zu Arbeit fällt vielen schwer, vor allem die unterschiedlichen Arbeitszeiten, die vor Wochenende und Feiertag nicht Halt machen.“
Pro Jahr bewerben sich im Mercure Kongress Chemnitz, das zur Accor-Gruppe gehört, zwischen 300 und 400 Jugendliche. „Wir schauen auf die Zensuren und auf die Bewerbung. Dort sollte möglichst viel stehen, auch über Interessen und Hobby. Danach laden wir die Bewerber zu einem Gespräch. Hier wird erwartet, dass sich die jungen Leute über das Hotel und die Kette informiert haben. Außerdem sollten sie nicht schüchtern sein, sondern sich selbstbewusst und freundlich mit guten Umgangsformen behaupten. Am besten ist es, wenn sie schon ein Praktikum absolviert haben. Danach wissen die Jungen und Mädchen, ob sie den Beruf wirklich wollen. Und wir wissen, ob sie für uns geeignet sind.“
Aber es gibt auch Bewerber, die es ohne Praktikum schaffen, so wie Claudia Hoffsky, die gleich nach dem Abitur ihre Lehre begann. „Hotelfachfrau ist mein Traumberuf. Ich bin mit meinen Eltern viel gereist und mir haben die Aufenthalte in den Hotels gefallen.
Außerdem will ich mit Menschen umgehen“, erzählt sie. So ist sie nicht so gern mit Papieren und Ablagen beschäftigt, sondern sie steht am liebsten in der Rezeption und empfängt neue Gäste. „Wenn in Chemnitz Kongresse, Stadtfeste oder andere Veranstaltung wie die Tage der Volksmusik stattfinden, dann ist im Hotel viel los, das gefällt mir“, sagte sie. An der Rezeption und am Telefon kommen ihr die Abi-Sprachkenntnisse in Englisch, Russisch und Französisch zugute. Eine Sprachausbildung gehört zum Unterricht in der Berufsschule. Dort wird u.a. Deutsch, Mathematik und Chemie gelehrt, der Umgang mit dem Computer außerdem Sport.
„Man sollte schon sportlich sein, denn manchmal ist man den ganzen Tag auf den Füßen“, erzählt Claudia Hoffsky. Doch das war nicht die größte Umstellung beim Start ins Berufsleben. Es war die Arbeitszeit. „Ich gehe gern weg. Das ist jetzt schwieriger, denn oft muss man arbeiten, wenn andere feiern“, erläutert die 20-Jährige. Aber der Freund habe sich darauf eingestellt und die Eltern kommen eben ab und zu ins Hotel-Restaurant, um zu sehen, wie ihre Tochter arbeitet. „Fast immer, wenn ich in den Fahrstuhl steige, haben Besucher die Gardinen an den Fenstern beiseite gezogen, um den Ausblick zu genießen. Offensichtlich ist der Blick wirklich toll“, meint die künftige Hotelfachfrau, die für ihre eigene Zukunft an ein Studium bzw. an einen Einsatz in einem ausländischen Hotel der Accor-Gruppe nachdenkt. Aber bis dahin hat sie noch etwas Zeit.
Text & Fotos: Brigitte Pfüller